Deutschland – Land der Innovationen

Deutschland ist nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch das der Innovationen. Gemäß dem Bloomberg Innovation Index 2020 ist Deutschland gegenwärtig das innovativste Land der Erde. Aber wo genau zeigt sich Deutschlands Innovationsstärke und wo haben wir noch Nachholbedarf?

Der Bloomberg Innovation Index misst und vergleicht jährlich die Innovationskraft der einzelnen Länder. Dieses Jahr hat Deutschland den Sprung von Platz 2 an die Spitze geschafft und löst somit Südkorea ab, die seit 2013 auf Platz 1 standen. Für das Jahr 2020 darf Deutschland sich daher als innovativste Nation der Welt bezeichnen.

Das gute Abschneiden Deutschlands im Ranking macht nicht nur stolz auf die deutsche Industrie, sondern spiegelt wichtige Entwicklungen wider: Innovationen bedeuten Wirtschaftswachstum und sind somit ein wichtiger Antriebsmotor einer Volkswirtschaft. Darüber hinaus wird gerade in Zeiten von Corona deutlich, warum Innovationsbereitschaft so wichtig ist: Flexibel auf neue Anforderungen reagieren zu können, ist ein wichtiger Faktor, um solche unerwarteten Krisen zu überstehen.

WAS MACHT DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT INNOVATIV?

Womit genau hat Deutschland sich den 1. Platz im Bloomberg Innovation Index verdient? Das Ranking berücksichtigt unter anderem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Einen großen Anteil macht hier die Automobil- wie auch die Maschinenbaubranche aus. Die Investitionen und Forschungsarbeiten von VW, Daimler und BMW in den Bereichen Elektromobiliät wie auch autonomes Fahren spielen eine große Rolle.

Innerhalb des Rankings gehört Deutschland zudem zur Spitze bei der Zahl der Patentanmeldungen, den Hochtechnologieclustern und hoch entwickeltem Maschinenbau. Auf Platz zwei steht Deutschland hingegen bei dem Export forschungsintensiver Waren und bei den Ländern mit dem höchsten Anteil an Forschung und Entwicklung innerhalb der börsennotierten Unternehmen.

Interessant zu wissen: Hochtechnologiecluster – räumlich zusammenliegende, spezialisierte Netzwerke – besehen zu über 25 % aus kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Dabei handelt es sich oft um hidden champions, die trotz ihrer – im Vergleich zu Konzernen – geringeren Ressourcen dennoch in ihrer Nische international renommiert sind. Zu diesen Clustern gehört beispielsweise das Effizienzcluster LogistikRuhr, das SolarValley in Mitteleutschland oder das IT-Cluster Rhein-Main-Neckar.

Die Gruppierung in Clustern entlang der Wertschöpfungsketten birgt besonders für Start-Ups und KMU die Möglichkeit, flexibel und eng vernetzt zusammenzuarbeiten. Das bietet den Unternehmen Möglichkeiten, die sie als Einzelkämpfer nicht hätten. Sogar internationale Allianzen können aus solchen Clustern wachsen.

WO SCHWÄCHELT DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT?

Allem Stolz zum Trotz: Deutschlands Sieg fiel denkbar knapp aus. Nur 0,05 Punkte trennen Deutschland vom mehrfachen Vorjahressieger Südkorea auf Platz zwei. Umso wichtiger ist es daher, sich auch der Schwächen der deutschen Wirtschaft bewusst zu sein.

Deutschland hinkt –verglichen mit dem Zweitplatzierten Südkorea – im Service hinterher. Eine Erkenntnis, die vermutlich niemanden überrascht, der schon einmal in der berüchtigten Servicewüste Deutschland gestrandet ist. Im Zuge der Digitalisierung sind physische und digitale Dienstleistungen nicht mehr getrennt, sondern können nahtlos kombiniert werden. Doch obwohl auch der Dienstleistungssektor ein zentraler Innovationstreiber ist, wird diesem Markt bislang in Deutschland wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht und stattdessen der Fokus häufig rein auf die Produktion gelegt.

Um langfristig nicht den Anschluss zu verlieren, ist es wichtig, auch die Industriezweige nicht zu vernachlässigen, die abseits der ganz großen global player liegen.

Mehr Diversität ist auch dahingehend wichtig, als das unerwartete Disruptionen wie die Corona-Pandemie einzelne Industrien stark schwächen können. Baut eine Nation aber nur auf diese Industriezweige, werden Innovationsstärke wie auch die gesamte Wirtschaft stark getroffen. Innovationen auch abseits der großen Felder Maschinenbau und Autoindustrie zu schaffen ist daher ein wichtiger weiterer Schritt.

Eine weitere Schwäche erkennt der Bloomberg Innovation Index in der Hochschulbildung. Geringe Innovationsstärke sorgt für Stillstand in den Bereichen, die eigentlich eine Vorreiterrolle im Bereich Innovationsentwicklung innehaben sollten. Ebenfalls relevant ist der Anteil an Arbeitnehmern mit höheren Schulabschlüssen sowie der Anteil an Absolventen in MINT-Feldern. Eine Stellschraube kann hier der Anteil an Frauen im MINT-Bereich sein: Im Jahr 2020 entfallen über alle MINT-Fächer hinweg nur 25 % der Erstsemester auf Frauen. Der Bloomberg Innovation Index zieht für Deutschland das Fazit, dass wir unsere stabile Finanzlage nutzen sollten, um Innovationen zu halten und auszubauen. Investitionen sollten divers und auch abseits der ausgetretenen Pfade der Automobil- und Maschinenbauindustrie passieren, beispielsweise im Bereich der Bildung. Mit diversen neuen oder neu aufgelegten Förderprogrammen für die kommenden Jahre beherzigt das Wirtschaftsministerium diesen Rat. Um Deutschlands Innovationsmotor zu stärken werden vor allem kleine und mittelständische Unternehmen gefördert, die Innovationen von der Idee zur Marktreife bringen möchten.

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